Wettingen gratuliert
Die «Wettinger Kammerkonzerte» – die älteste Kammermusikreihe des Kantons Aargau – werden 2024 75 Jahre alt. Die WKK beweisen damit, dass eine ernsthafte Auseinandersetzung mit Musik noch einem Bedürfnis entspricht. Wettingen verneigt sich vor diesem Engagement und gratuliert.
In der totalen Digitalisierung und Ästhetisierung des Lebens durch die Massenmedien, in diesen Zeiten globaler Zugänglichkeiten zu allen möglichen realen und irrealen, fiktiven und wirklichen Welten gewinnt die Musik zwar bezüglich Verbreitung, verliert aber gleichzeitig an Relevanz bezüglich nachhaltigem Diskurs. Musik wird uns in jedem Einkaufszentrum, ja in jedem öffentlichen Klo aufgezwungen – aber welche Musik? Ganz bestimmt keine Kammermusik. Die eignet sich nicht als Dekoration. Ein wesentliches Merkmal der Kammermusik ergibt sich aus der begrenzten Grösse der eingesetzten Besetzung: Es handelt sich um intime Musik , die sich zum Ausdruck subtiler und raffinierter musikalischer Ideen eignet. Das ist in der Aula Margeläcker in Wettingen immer wieder zu sehen und zu hören, und das Limmattaler Publikum weiss dies zu schätzen.
Die Musik muss sich als individueller Akt behaupten. Machen es sich die Konzertveranstalter einfach und bewegen sich in dem als Musik Akzeptierten, in dem als markttauglich definierten Musik-Verständnis, so sind sie Mitläufer im System und dadurch austauschbar. Genau dies sind die erwähnten Wettinger Kammerkonzerte nicht. Sie schöpfen ihren gestalterischen Impetus mit unbeschreiblicher Konsequenz, mit Selbstverständlichkeit und aus der Überzeugung, die musikalische Wirklichkeit offenbare sich kraft der Ausdrucksstärke. Sie zeigen uns seit 75 Jahren einen Weg aus der Postmoderne. Durch ihre intellektuell anspruchsvollen, durch ihre zumeist thematisch zusammengestellten Programme und ihre auf höchstem Niveau darbietenden Musikerinnen und Musiker stellen sie einen wohltuenden Reflex gegenüber den seit einigen Jahren in immer schnellerem Duktus stattfindenden epochalen Veränderungen dar. Das Verständnis für Transzendenz, Verbindlichkeit, für den Diskurs um Inhalte und der Mut, anspruchsvolle Konzerte zu postulieren ist dem gänzlich marktorientierten Apperzeptionsschema eines modernen Musikkonsums nahezu gänzlich abhanden gekommen. Was für eine Wohltat für die Limmattaler Bevölkerung, dass es da noch die WKK gibt. Sie regen zum Nachdenken an. Sie sind spannend, sind auch nach 75 Jahren disruptiv und setzen immer wieder neue Impulse. Sie werden hoffentlich jene grosse Mehrheit der Musikrezipienten:innen verunsichern, die auf das KI-generierte akustische pseudomusikalische Gedöhns der Shoppingcenter, auf Taylor Swifts drei Akkorde der Banalität oder auf den ohrenbetäubenden Technosound abstützen. Stattdessen regen sie zum Denken, zum Geniessen und zur Achtsamkeit an. Und davon braucht es je länger, je mehr. Und bitte nochmals 75 Jahre lang.
Rede, gehalten anlässlich der Maturafeier 2016
Carissimi auditores, carissimae auditrices
Reverendissime magistratus
Civitas Wettingensis
vobis gratulationem facit maximam,
quia vos omnes
optime
et optimis viribus
et optimis honoribus
perfecistis examina.
Maxima virtute,
maximo studio,
maxima assiduitate opus erat.
Itaque vobis attribuitur maturitatem:
maturitatem et animi et audaciae.
Sed re vera vobis notum est:
Vita nostra multa nobis examina praebebit.
Unum solum examen praestitistis.
Quod vobis honori est:
Hodie vobis est bibendum et cantandum.
Hic dies festus sollemniter celebrandum est.
Meum est officium
vobis portare ac dare praemia –
optimae qualitatis causa.
Quod praemium maximo honore est
et vobis et civitati Wettingensi.
Nam Maris Stella in hac domo lucet et lucebit in temporibus futuris
ad honorem nominis Wettingensis
et discipulorum eius.
Sed advenient examina permulta in vita:
Et in his prosit vobis
verbum monasterii Wettingensis
quod est: NON MERGOR.
Ich gehe nicht unter!!!
Dieses Vertrauen wünsche ich Ihnen allen!
Für Nichtlateiner:
Liebe Zuhörer, liebe Zuhörerinnen
Verehrte Behörden
Die Gemeinde Wettingen gratuliert euch von Herzen
Weil ihr alle
Bestens
Und mit besten Kräften
Und mit allen Ehren
Die Prüfungen bestanden habt.
Die grösste Anstrengung,
grösster Eifer,
grösste Ausdauer waren nötig.
Deshalb wird euch die Reife verliehen, die Reife sowohl des Geistes als auch des Mutes.
Aber in Tat und Wahrheit wisst ihr es auch:
Unser Leben bringt uns viele Prüfungen.
Bloss eine habt ihr eben bestanden.
Das gereicht euch zur Ehre:
Heute sollt ihr trinken und singen.
Dieser festliche Tag soll feierlich begangen werden.
Meine Rolle ist es
Euch zu bringen und zu überreichen den Preis - für höchste Qualität.
Dieser Preis ist eine grosse Ehre sowohl für euch als auch für die Gemeinde Wettingen.
Denn der Stern über dem Meer leuchtet in diesem Haus und wird in Zukunft leuchten zu Ehren des Namens Wettingen und zu Ehren seiner Schüler.
Aber es werden viele Prüfungen kommen im Leben:
Und in diesen soll euch nützen der Wahlspruch des Klosters Wettingen:
Er lautet: Ich gehe nicht unter!
(Anlässlich Preisübergabe der Gemeinde Wettingen für die besten Maturaprüfungen)
NZZ Artikel, veröffentlicht am 7. Oktober 2017, Seite 44
Ich sammle keine Tulpenzwiebeln
Sammeln ist kein philosophisches Thema. Schliesslich sammeln wir alle. Die einen sammeln Facebook-Freunde, die anderen Damenschuhe, wiederum andere Steinchen aus den Ferien oder gar Oldtimer-Fahrzeuge.
Es gibt in der Schweiz ein Froschfigurenmuseum, ein Moulagenmuseum, ein Teddybärenmuseum, ein Falschgeldmuseum. Während aber das Sammeln von Geld als feine Sache gilt, bezeichnet man das Sammeln von Briefmarken als veraltet, das Sammeln von Aktien als erstrebenswert, das Sammeln von Schneckenhäusern als kindisch, das Aufbewahren von Jagdtrophäen als verwerflich, das Horten von Kafferahmdeckeli als prollig und das Sammeln von Strapsen als Pfui. Es wurden Unmengen von Büchern gefüllt mit Kommentaren und Analysen darüber, was ein Sammler ist, alle versehen mit einem Kommentar, der von Naserümpfen über Verachtung bis Respekt und Ehrfurcht reicht. Kurzum: wer sich als Sammlerin oder Sammler outet, der kriegt automatisch und ungefragt Senf aufs Sammlerherz geschmiert. Ich aber bin ein Sammler.
Ich sammle oft intrinsisch, meist vernunftswidrig, immer neugierig, sehr emotional und vor allem: leidenschaftlich. Noch nie haben mich Kommentare in meinem Sammeln beeinflusst, denn ich weiss, dass Kommentare nur von jenen abgegeben werden, die selber nicht sammeln. Ich sammle Schlümpfe. „Wie – du sammelst Schlümpfe?“ Ja genau. Ich sammle Bordeaux-Weine. „Oha, das geht aber ins Geld.“ Ich sammle Messer. „Aha. Schlitzt du damit Menschen auf?“ Ich habe Briefmarken gesammelt, Münzen und Zündholzschachteln, ich habe so oft das Bravo Heft gekauft und gesammelt, bis der mannsgrosse Old Shatterhand mein eigen war. Vor allem aber sammle ich Kunstwerke. Seit ich 15 bin.
Ich sammle Papierarbeiten. Ihre Faszination liegt in ihrer Unmittelbarkeit. Eine Zeichnung lässt sich nicht so einfach korrigieren, ist vielmehr ein direkter erster Ausdruck der künstlerischen Ideen, mit ihrem Abstraktionsvermögen ein unmittelbarer Ausdruck des künstlerischen Impetus. Ein Aquarell lässt sich nicht überpinseln. Tusch lässt sich nicht vertuschen. Ich wehre mich dezidiert gegen Aussagen wie „Das Sammeln zeitgenössischer Kunst ist das Zusammenspiel und Ergebnis von meist wohlüberlegten Entscheidungen, die im Laufe mehrerer Kunstkäufe getroffen werden“. Ich sammle nicht, um Mehrwert zu generieren – da kann ich ja gleich Aktien kaufen. Kunst ist für mich nur in dem Sinne ein Investitionsgut, als es meine eigene Welt bereichert und ich gehe da mit dem verstorbenen, legendären Kurator Jean-Christophe Ammann einig: «Kunst ist etwas, das man nie aufheben kann. Sie ist mit der Menschwerdung identisch. Kunst ist eine absolute Notwendigkeit.». Meine Bilder erfreuen, bewegen, verunsichern, bestärken, begleiten mich. Für mich sind Leute, die aus Investitionsgründen sammeln Ohrenkäufer, Rankinggläubige, Hitparadenfollower, Spekulanten, aber keine Kunstliebhaber.
Ich frage nicht nach Ranking, ich pfeife auf Strömungen, Konzeptkunst finde ich langweilig, ich kaufe mit dem Herz, mit den Sinnen und es interessiert mich überhaupt nicht, ob ich damit bezüglich Kunstmarkt richtig oder falsch liege. Die zu oft erwähnten Gigagalerien mit einer Milliarde Umsatz, die kranken Börsenberichte über die so genannten „Art Basel Highlights“, die Milliardenumsätze der Marketingspezialisten Damian Hirst und Jeff Koons – sie alle erinnern mich an die Tulipmania, die in den dreissiger Jahren des 17. Jahrhunderts grosse Teile der niederländischen Bevölkerung in Tulpenzwiebel-Zocker verwandelte: Adlige, Bauern, Investoren, Fischer, Seeleute, Lakaien, Schornsteinfeger bezahlten bis zu 100'000 Franken für eine Tulpenzwiebel. 1637 wie heute aber hatten diese nichts mit den anderen 99 Prozent der Sammlerinnen und Sammler gemeinsam, rein gar nichts – ausser, dass die Medien sowohl damals wie heute auf diese seltsamen Auswüchse reagierten und nur darüber berichteten.
Mag sein, dass ich zu einer aussterbenden Rasse gehöre – immerhin aber bin ich mit meiner Einstellung Teil eines jahrhundertealten Kunstverständnisses des Bildungsbürgertums und fühle mich ganz wohl dabei. Ausser dann, wenn ich wieder einmal mein Budget strapaziere und unbedingt ein spezielles Werk kaufen möchte – und dafür mein Auto verkaufen muss, was auch schon geschah. Als Sammler mit weniger als 1000 Werken weht mir allerdings ein rauer Wind ums Gemüt. Auktionshäuser und Kunstmessen suggerieren, dass nur der ein richtiger Sammler ist, der auch mal eine Million für einen Steinhaufen hinblättert. Museumsdirektoren kuschen vor der Macht der Spitzenpreise. Das Internet übertrumpft Erlesenheit durch Ubiquität, Apps wie Artsy, artnet, artprice sind die wahren Entscheidungshelfer, Fachhochschulen pflegen keinen Diskurs mehr, sondern pumpen belanglose Künstler aus ihren Hallen und Jurys wissen nicht mehr, was sie tun. Kunstkritiker sind ausgestorben, berichtet wird nur noch über Events, über Promis beim Kunstkauf und ausufernde Parties.
Was dabei vollkommen vergessen geht: 95 Prozent der Menschheit waren noch nie in der Oper, noch nie im Theater oder noch nie in einer Galerie. Jene Minderheit aber, die sich dafür interessiert, tut dies aus Leidenschaft. Und von denen sind wohl 99 Prozent (der Galerien und Sammler) Kunstliebhaber und Kunstvermittler – und haben mit Investitionsgütern nichts am Hut. Von den allerallermeisten Sammlern, die ich kenne, sind die meisten wie ich: leidenschaftlich unterwegs.
In unserer westlichen modernen, hochtechnologischen und komplexen Gesellschaft gibt es eine Vielzahl von mehr oder weniger formalen Gruppierungen, die am gesellschaftlichen Leben teilnehmen und auf dieses Einfluss haben: Staat, Verbände, Vereine, Kirchen, Unternehmen, Parteien und diverse Körperschaften des öffentlichen Rechts sowie eine unüberschaubare Zahl anderer Nicht-Regierungs-Organisationen, Tools, und ja, auch Social Media. Während sie allesamt einst mit dem Ziel ins Leben gerufen wurden, im positiven Sinne für das „Gemeinwohl“ zu sorgen, dem Individuum Raum zu verschaffen und gleichzeitig strukturelle Vorteile zu generieren, bewirken ebendiese Gruppierungen eine zunehmende Abkehr vom Bewusstsein für das Kollektive. Einer der Gründe ist das zunehmend abhanden gekommene Verantwortungsbewusstsein.
Ausser beim Zappen vor dem Fernseher, beim Stammtischgespräch oder beim Konsumieren ist die kausale Beziehung des Einzelnen zu einem Handlungsergebnis immer weniger feststellbar. Selbst beim aktiven Papierbündeli machen, Glasrecyclen oder Velo-statt-Auto-benutzen ist man zunehmend verunsichert, ob das überhaupt einen Einfluss auf irgendwas hat oder nicht. Und für den Rest ist man ja eh versichert. So wird Verantwortung zunehmend abgegeben an andere. Sollen die es richten. Tun sie es dann nicht, ist man nicht selber schuld und trägt daher auch keine Verantwortung. Leicht einsichtig wird das Problem bei der Politik. Einst ein Privileg für Wenige, sind wir im Begriff, diese Freiheit wissentlich abzugeben zugunsten eines kurzfristigen Denkens. Politik ist doof, die in Bern machen sowieso was sie wollen, alle kennen sie, keiner mag sie: die Politikerinnen und Politiker. Ihre hervorstechenden Merkmale sind jedem politisch Interessierten hinlänglich bekannt. Unsere Politiker, so heisst es auch 2013 in Wettingen, seien unfähig und entscheidungsschwach, mit den drängendsten Problemen würden sie nicht fertig und Visionen hätten sie auch keine. Von der Gesellschaft und ihren Anliegen hätten sie sich abgekoppelt und ohnehin nur ihr eigenes Wohl oder das einer Partei, einer Lobby oder einer spezifischen Interessengruppe im Kopf. So einfach ist das jedoch nicht.
Jeder Bürgerin, jedem Bürger, der sich für ein politisches Amt einsetzt, gebührt nicht nur Respekt, sondern auch Achtung, denn er oder sie ist willens, ebendieses verschwindende Bewusstsein für Verantwortung zu übernehmen, sich zu exponieren und für einen relativ bescheidenen Lohn viel zu leisten. Politische Führung ähnelt beinahe der Quadratur eines Kreises, Politiker müssen sich gleich ein ganzes Bündel verschiedenster, miteinander bisweilen auch kollidierender Fertigkeiten aneignen. Sie brauchen Entscheidungskompetenz und müssen Probleme wie Lösungswege rasch erfassen können, wozu ein feines Gespür für das richtige Timing, Selbstvertrauen und Entschlussfreude notwendig sind.
Im September 2025 besteht die grossartige Möglichkeit, Einwohnerrat, Gemeinderat und Gemeindeamman zu wählen. Treffen Sie Ihre Wahl, schreiben Sie Ihre Kandidatin, Ihren Kandidaten auf den Wahlzettel und vergessen Sie nicht, Philippe Rey in den Gemeinderat und als Vizeammann zu wählen – den erfahrenen Chrampfer, der noch Idealist geblieben ist.
S’muess öppis goh, gopf!
Als ich 1975 das Stück „Let it be“ spielte, dauerte es zwei Minuten, bis ein Klavierlehrer ins Klavierzimmer stürmte, den Klavierdeckel zuwarf und mich zu zwei Nachmittagen Putzdienst verbrummte. Schreck! Das sei Tschessmusik, und damit mache man das Klavier kaputt. Musiklernende sind heute besser dran.
Zunächst ist musikalische Toleranz selbstverständlich geworden. Ob Oper, Loveparade, Tonhalle oder Rockfestival – erlaubt und gefördert wird fast alles, was musikalische Klänge generiert, am Radio, im Internet und in den Musik- und Instrumentenläden hat jede Sparte ihren Platz. In diesem Sinne haben Musiklernende die Qual der Wahl – sofern sie diese denn suchen. Denn mittlerweile hat der Konsum von Musik dem Spielen von Musik längstens den Rang abgelaufen. Zum Teil ist das gesellschaftliche Umfeld hierfür verantwortlich, denn das Fach Musik hat bei Eltern, Schülern und Politikern einen zunehmend geringen Stellenwert: Stunden werden gestrichen, Lehrpersonen müssen Räume organisieren, das Fach Musik wird abgewählt oder nicht mehr angeboten. Musikalische Sozialisation beschränkt sich zunehmend auf den Konsum eines kleinen Ausschnittes populärer Musik. Da wird die Rolle einer Musikschule zunehmend wichtig. Wettingen hat eine seit mehr als 25 Jahren bestens funktionierende Musikschule und ist stolz darauf. Wir laden Sie ein, sich ein Bild von der MSW zu machen und sich inspirieren zu lassen. Vielleicht besuchen Sie wieder einmal ein Konzert, schicken Ihre Kinder zum Musikunterricht oder, wer weiss, nehmen wieder einmal die unter dem Bett verstaute Gitarre hervor und zupfen an den Saiten. Es ist mittlerweile auch nicht mehr verboten, Rock&Roll zu spielen.
Philippe Rey, Präsident der Musikschulkommission 2014 bis 2017 für den „Schulspiegel“, 2015
Trittst im Morgenrot daher und die Musikschule
Seit der Klostergründung ist in Wettingen das Thema Musik omnipräsent. Bereits die Zisterzienser sangen innig Choräle. Ebenfalls im Zusammenhang mit dem Kloster entstand der Schweizerpsalm (französisch Cantique suisse), die Nationalhymne der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Das Lied wurde 1841 von Alberich Zwyssig, einem Zisterziensermönch des Klosters Wettingen, zu einem Text von Leonhard Widmer komponiert. Zwyssig wählte den Messegesang Diligam te Domine (auf Deutsch: «Ich will Dich lieben Herr») und gab ihm den heute bekannten Namen Schweizerpsalm. Im Jahre 1961 beschloss der Bundesrat, dass der Schweizerpsalm als eine unverwechselbare und rein schweizerische, man könnte sagen rein Wettinger Schöpfung anzuschauen sei und deshalb als provisorische Nationalhymne zu gelten habe. Nach einer Probezeit sprachen sich sechs Kantone gegen und zwölf für die neue Hymne aus, während sieben für eine verlängerte Probezeit plädierten. 1965 wurde der Schweizerpsalm vorläufig als Nationalhymne anerkannt. Zur Erinnerung:
Trittst im Morgenrot daher, seh’ ich dich im Strahlenmeer, Dich, du Hocherhabener, Herrlicher!
Wenn der Alpenfirn sich rötet, Betet, freie Schweizer, betet!
Eure fromme Seele ahnt – Gott, den Herrn, im hehren Vaterland.
Doch Wettingens Musikleben ist auch in anderen Bereichen aktiv gewesen – und bis heute geblieben: Von 1931 bis 1973 hat Karl Grenacher die musikalische Ausbildung der Wettinger Seminaristen geprägt und damit eine ganze Generation von Lehrern auf höchstem Niveau gebildet. Als Gründer der „Wettinger Sommerkonzerte“ war er zudem von 1935 bis 1983 verantwortlich für mehr als 300 Konzerte. Darüber hinaus war Grenacher ein begabter Pianist und begleitete Sängerinnen und Sänger wie Ilona Durigo, Helene Fahrni, Agnes Giebel, Hedi Graf, Elisabeth Zinniker, Ernst Häfliger, Arthur Loosli, Juliues Patzak und viele andere. Bis heute (wo das Seminar allerdings Kantonsschule heisst) hat diese musikalische Tradition nicht nachgelassen. Oliver Schnyder, Pianist mit internationalem Renommee, war Kantischüler in Wettingen, der Gitarrist Martin Pirktl auch, die Violonistin Franziska Frick ebenfalls. Eine ganze Reihe berühmter Jazzmusiker ging daraus hervor, etwa Ueli Angstmann, Urs Blöchlinger, Christoph Baumann usw. Es war deshalb nicht erstaunlich, dass man vor 25 Jahren beschloss, in Wettingen eine eigenständige und von Baden unabhängige Musikschule zu gründen. Eine Arbeitsgruppe (Schulpflege, Bezirksschule und Gemeinderat) schlug vor, eine eigene Musikschule zu gründen. Das vom Einwohnerrat am Dezember 1989 genehmigte Reglement wurde von Heiner Studer geschrieben. Nach der Genehmigung durch den Einwohnerrat bezeichnete die Schulpflege Dr. Franz Hard als ihren Vertreter in der Kommission, und er präsidierte 1990 bis 2009 die MSK. Mittlerweile ist die Musikschule ein Vierteljahrhundert alt – 25 Jahre lang Musikschule, 500 bis 800 Schülerinnen und Schüler, das ist viel Musik....
Text für Jubiläumsbroschüre 25 Jahre Musikschule